Doping per Scheinwerfer

Gepostet am 28. Feb. 2014 in Deutschland, Dia-Show | 1 Kommentar

Doping per Scheinwerfer

Seit über fünf Jahren zähle ich zu den (zumeist) zufriedenen Besitzern eines VW. Weil ich es mir damals noch leisten konnte und weil der Jahreswagen seinerzeit vergleichsweise günstig war, gönnte ich mir einen Golf mit einer prallen Ausstattung: vom Automatikgetriebe bis zur Sonnenbrillenablage, vom Navi bis zur Kofferraum-Steckdose findet sich so ziemlich alles, was die VW-Aufpreisliste zu jener Zeit bot – bis hin zu superguten, strahlend hellen, aber auch extrateuren Scheinwerfern, deren Installation ich als Verfechter einer bestmöglichen automobilen Sicherheit geradezu als Muss empfinde.

Szenenwechsel. Genau wie Ihr habe ich in den vergangenen Jahren immer wieder gelesen, dass in der Bundesrepublik geklaute superteure Autos (mit strahlend hellen Scheinwerfern) nur kurze Zeit nach dem Verschwinden aus Deutschland auf russischen Märkten auftauchen. Nun ja, dachte sich der abgeklärte Leser mit einem Achselzucken, seitdem es die Menschheit gibt, wird mit geklauter Ware Handel getrieben – und mit Luxusgütern wie Edelkarossen sowieso. Zumal auch wohlhabende Russen sich nicht mehr mit „Lada“, „GAZ“ oder „UAZ“ bescheiden wollen. Sprich: Otto Normalleser ging davon aus, dass der schwunghafte Abtransport deutscher Luxuskarossen die Folge wachsenden Wohlstandsdenkens diesseits und jenseits des Urals war.

Auch ich hing diesem Glauben an. Bis zum Ende der Olympischen Spiele von Sotschi. Da nämlich wurde bekannt, dass sich ganz, ganz viele Athleten Russlands (also der Nation mit den meisten Medaillen) mit Xenon gedopt haben sollen. Xenon ist das teure Edelgas, das in den superguten, strahlend hellen Scheinwerfern teurer Autos steckt und für extragute Leuchtkraft sorgt. Steckt man Xenon nicht in Scheinwerfer, sondern inhaliert es, wird fast schlagartig die Herstellung von roten Blutkörperchen gesteigert und der Sauerstofftransport im Körper erheblich gefördert – eine ideale Dopingmethode also für alle Ausdauersportler wie Skilangläufer oder Biathleten…

Selbstverständlich behaupten alle verdächtigten Beteiligten unisono, dass das Inhalieren von Xenon kein Doping sei, sondern etwa ganz Natürliches (auch in unserer normalen Atemluft befinden sich etwa 0,08 Milliliter dieses Edelgases). Die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) will sich ganz schnell schlau machen, ob das Inhalieren von 50 Prozent (!) Xenon in der Atemluft zum Doping zählt oder nicht.

Ich für mich habe jedenfalls schon meine Konsequenzen gezogen und schließe jede Nacht meinen VW Golf samt teuren Xenon-Scheinwerfern fest in die Garage ein, um sicher zu sein, dass mir kein leistungssüchtiger Langstreckenathlet das edle Gas aus den Scheinwerfern saugt. Denn als kurz vor den Olympischen Spielen in Sotschi der linke meiner beiden Scheinwerfer seinen Dienst einstellte, glaubte ich noch, dass der normale Alterungsprozess Schuld sei und bezahlte die fälligen 250 Euro (!) Reparatur zähneknirschend.

Heute werde ich von Zweifeln geplagt, ob nicht irgendwo in meiner Nachbarschaft ein leistungsbesessener Nachfolger von Dracula wohnt!

 

1 Kommentar

  1. „Ich für mich habe jedenfalls schon meine Konsequenzen gezogen und schließe jede Nacht meinen VW Golf samt teuren Xenon-Scheinwerfern fest in die Garage ein, um sicher zu sein, dass mir kein leistungssüchtiger Langstreckenathlet das edle Gas aus den Scheinwerfern saugt“

    Der lustigste Satz den ich seit langer Zeit gelesen habe. Toller Beitrag! 😀 😀 😀 Ich lach mich immer noch scheckig!!!

Beitrag kommentieren

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert