Sehr solide, aber flüchtig – australische Dollar

Gepostet am 17. Mai. 2013 in Australien, Dia-Show | 1 Kommentar

Sehr solide, aber flüchtig – australische Dollar

Zu den ersten Kontakten, die ein Australien-Besucher hat, gehört (nach smalltalkenden Grenzern und insistierenden Zöllnern) fast zwangsläufig der Griff zum australischen Geld. Dieses Geld unterscheidet sich in einigen Kriterien von dem unseren. Dass ich erst jetzt, Monate nach meiner Ankunft, auf dieses Thema komme, liegt vor allem an meiner fürsorglichen Ehefrau: Sie erfreut sich seit mittlerweile mehr als 25 Jahren der australischen Staatsbürgerschaft, hat davon mehr als 13 Jahre auf diesem Kontinent als Managerin und Produzentin einer Fünf-Personen-Familie gelebt und dabei den Umgang mit diesem Geld von der Pike auf gelernt. Heute schirmt sie mich Australien-Greenhorn gegen Verführungen durch das australische Geld sorgfältig ab.

Der wichtigste Unterschied: Australische Banknoten bestehen nicht wie Euro, Pfund und US-Dollar aus Papier, sondern aus Kunststoff (genauer: aus einem synthetischen Polymersubstrat, doch der Einfachheit halber bleibe ich bei „Kunststoff“). Auf dieses in Down Under selbst entwickelte Material sind die australischen Währungshüter außerordentlich stolz: Es erlaubt Sicherheitsmerkmale (wie zum Beispiel das klare Durchsichtfenster), die mit Papier nicht machbar sind. Weitere Positivkriterien: Die Kunststoff-Scheine sind robuster und halten länger, sie bleiben länger sauber und müssen am Ende ihrer Lebenszeit nicht (wie Papiergeld) verbrannt, geshreddert oder kompostiert werden, sondern können, recycelt, zu neuen Noten erblühen. Diese Qualitäten überzeugten in den letzten 20 Jahren immerhin 25 ausländische Regierungen, ihre Banknoten nach australischem Vorbild zu erstellen bzw. erstellen zu lassen.

Eine Eigenschaft der australischen Banknoten allerdings steht in keiner offiziellen Verlautbarung: Die Kunststoff-Scheine sind außerordentlich glatt. Sie klettern wie von selbst aus der Hosentasche, verflüchtigen sich aus jedem Portemonnaie, gleiten fast unmerklich durch die Finger, ja, selbst vom Konto verschwinden sie im Maus-Umdrehen. Den Umgang mit genau diesen Unarten, die in jüngster Zeit sogar verstärkt auftreten, hat Illy über Jahre hinweg gelernt – und möchte mir entsprechende Erfahrungen heute ersparen.

Mit ganz anderen Eigenarten warten die hiesigen Münzen auf. Während die Abmessungen der Scheine internationalen Spielregeln folgen und mit zunehmenden Wert an Größe gewinnen, herrscht bei den Geldstücken das blanke Chaos, das wohl noch aus britischen Schilling-Tagen herrührt: Die mit Abstand größte, fast jeden Geldbeutel sprengende Münze ist das zwölfeckige 50-Cent-Stück, fingernagelklein hingegen das vierfach wertvollere 2-Dollar-Stück (das beispielsweise zum Entsperren der Aldi-Einkaufswagen gebraucht wird und dabei regelmäßig in die Gosse springt).

Alle Münzen tragen auf der Vorderseite das Bild einer jungen Elisabeth II. (sind aber trotzdem immer noch gültig) und auf der Rückseite typisch australische Motive wie Ameisenigel, Schnabeltier, Känguru oder einen Aborigine unter dem Kreuz des Südens.

Die 1- und die 2-Cent-Münzen wurden bereits 1992 aus dem Verkehr gezogen (unsere Euro-Verwalter, außer denen in Finnland, halten unverständlicherweise immer noch daran fest). Als kürzlich die australische Wirtschaft die Regierung ersuchte, auch das 5-Cent-Stück ersatzlos zu streichen, wehrten sich die Herren Politiker mit der Begründung, dass das 5-Cent-Stück als gern benutzter Spenden-Obolus (!) unverzichtbar sei.

1 Kommentar

  1. In Brüssel will man nun endlich die 1 und 2 Eurocent Münzen abschaffen. Aber, ach, es regt sich schrecklicher Widerstand, und das nicht nur in Deutschland. Die 1 und 2 Cent Münzen sind offenbar ein unverzichtbarer Spendenbeitrag in all den Spardosen, die auf den Theken der Geschäfte stehen und um Spendenbeiträge bitten. Außerdem graust den meisten Menschen davor, dass die Preise dann wohl, wie man befürchtet, aufgerundet würden. Aus 1,99 Euro würden dann bestimmt 2,0 Euro usw. Die Produktion der Münzen kostet jedoch weitaus mehr als sie wert sind, die Differenz zwischen Wert und Herstellungspreis beträgt seit ihrer Einführung bereits 1,4 Milliarden Euro. Hier sind es nicht die Politiker, die der Abschaffung im Wege stehen, sondern das Wahlvolk.

Beitrag kommentieren

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert